Margarete Stern schafft es, mit dem Reiz der Oberflächenstruktur und Ornamentik, mit scheinbar liebevollen Motiven, den Betrachter in einen Wald, eine Landschaft, einen Raum, kurz, in eine Welt zu führen, wo beim näheren Hinsehen, hinter jeder Ecke, jedem Strauch, jedem Porträt etwas lauert, gleichsam der Ahnung vor einem Tier, das im Begriff ist, den ahnungslosen Touristen der Wildnis anzuspringen und mit Haut und Haaren zu fressen.
Auch wenn die Gemälde surreal anmuten, so sind sie doch von einer authentischen Realität und Eindringlichkeit, der wir uns kaum entziehen können.
Die Farbe führt ein regelrechtes Eigenleben, auch wenn sie sich größtenteils an den Bildgegenstand bindet.
Sie ist begleitend, überspitzt, realistisch, übersteigert, dynamisch oder sanft, unwirklich, unkonventionell
Es ist eine Farbigkeit, bestehend aus Kontrasten, Melodien, Gleichklang oder Disharmonie.
Die teils lässig oder in realistischer Ausführung aufgetragenen Farbschichten werden unterstützt durch Farbfamilien, Tonwerten oder Komplementärkontrasten.
Die Malerin Margarete Stern geht den ihr eigenen Weg, indem sie die Protagonisten ihrer Gemälde, die wie gebannt, schlafend, träumend, scheinbar bewegungslos oder im Moment der Entscheidung wie eingefroren erstarrt zu sein scheinen, durch die Farbe aus diesem Dilemma, aus der Gefahr der Lähmung, herausführt.
Die Farbe suggeriert Aufforderung, Dynamik, Aktion: Carpe diem! Pflücke den Tag
Der Genuss, die Fülle, die Pracht, die Schönheit des Lebens, des Moments ist das eine, aber der Rhythmus bestimmt das Lied, das ist das Andere. Die Möglichkeit des Wandels ist gegeben, das Ergebnis offen, nämlich Hoffnung, Befreiung, Loslösung aus der Erstarrung.
Realität und Vorstellung, Farbe und Form greifen hier ineinander über.